Der alte Weihnachtsmann
Wer stapft so spät noch durch Sträucher und Tann?
Tatsächlich, es ist der Weihnachtsmann.
Sein Mantel ist rot und sein Bart ist verschneit,
Er scheint in Eile, hat keine Zeit?
Er schleppt sich erschöpft durch Fichten und Tann.
In unserer Kindheit war er anders, der Weihnachtsmann.
Da fuhr er mit Schlitten und Rentieren vor,
Darauf ein Sack voll Spielzeug und Süßem, samt Engeleinchor.
Der Weihnachtsmann aus der Kindheit war ein lustiger Mann,
Dieser wirkt traurig, man sieht’s deutlich ihm an.
Er schleppt keinen Sack mehr mit kleinen Geschenken,
Prallvolle Plastiktüten trägt er mit knochigen Händen.
Oh Weihnachtsmann! Murmel ich heimlich vor mich hin.
Was ist aus Dir nur geworden? Was ist des Weihnachtsfests Sinn?
Als hätt er’s gehört dreht er sich zu mir um.
Er macht einen Schritt auf mich zu und ich werde stumm.
Dann spricht er zu mir, der alte Mann.
Es fällt ihm schwer, ich merk es ihm an:
"Das Fest der Liebe gibt es schon lange nicht mehr!
Wichtig sind Festessen, teure Geschenke noch mehr.
Viele Menschen undankbar, unersättlich und gierig.
Sagt einer noch danke? Klingt das auch ehrlich?
Dabei gibt es woanders viel Kummer und Leid.
Daran zu denken hat heut keiner mehr Zeit.
Der Sinn des Christfestes ging schon lange verloren,
Damals wurde laut Bibel der Heiland geboren.
Eine besinnliche Weihnacht, kann ich kaum mehr finden.
Erst Geschenke aufreißen, viel essen und trinken.
Welches Kind kennt heut noch ein Lied oder spricht ein Gedicht?
Nach der Weihnachtsgeschichte frag ich sie lieber nicht.
Das heilige Fest, wie es einst war gedacht,
wurde längst zum Konsumrauschfest gemacht.
Ich schleppe mich ab mit ganz tollen Geschenken,
Aber an den Ursprung der Weihnacht will heut keiner mehr denken."
Und als er leise seine Worte zu Ende bringt,
Sehe ich, wie ihm ein Tränenmeer über die Wangen rinnt.
"Machs besser mein Freund," ruft er mir noch zu!
Dann enteilt er zwischen den Bäumen im nu.
Noch lange steh ich zwischen Fichten und Tannen.
Dann nehm ich meine Gedanken wieder zusammen!
Ich gehe nach Hause - für mich steht eines jetzt fest,
Ich feiere das alte, das besinnliche Weihnachtsfest.
Zusammen sitzen unterm Weihnachtsbaum,
Und erzählen diesen erlebten Traum.
Den jeder, der will, sich auch erfüllen kann,
Die Begegnung mit dem alternden, traurigen Mann.
Der Geschichte von Weihnachten gedenken,
ist wichtiger als sich mit Sachen beschenken.
Die alten Lieder singen im Kerzenschein.
Ja, und wer weiß, vielleicht kehrt der alte Weihnachtsmann bei uns ein.
Ich wünsche mir und Euch allen von Herzen
Eine frohe und gesunde Weihnacht ohne Ärger und Schmerzen.
Ohne viel Stress und mit viel mehr besinnlicher Zeit!
Die Ohren macht auf, Eure Herzen macht weit.
Ich hoffe es wird ein Fest der Liebe und Freude,
Denn dann, das weiß ich schon heute,
Gibt es irgendwo zwischen Sträuchern und Tann
Einen alten, aber glücklichen Weihnachtsmann.
(unbekannter Verfasser)